Was brachte ihn dazu?
Eine wahre Geschichte über einen Mann, der sich für Liebespuppen entschied. Florian, Mitte 40 aus K.
„Was hat Dich zu Dolls gebracht?“
Dies ist ein immer wieder viel besprochene Thema in den sozialen Medien, Chatgruppen und Foren. Dieser Austausch ist wichtig. Denn es stabilisiert die Menschen untereinander, weil sie daran erkennen, das sie mit dieser Neigung und Entscheidung nicht alleine sind.
Das Ziel ist bei den meisten das gleiche. Frieden.
So vielschichtig die Gründe auch sein mögen, aber je mehr Menschen ich gesprochen habe, desto mehr Parallelen erkenne ich, die zu der Entscheidung für eine Liebespuppe geführt haben. Und ja – auch mich stabilisiert es. Heute noch.
Es ist zumeist keine Entscheidung aus einer Verzweiflung heraus, oder Gründen, die den Außenstehenden dazu veranlassen könnten, das Gefühl des Mitleides zu entwickeln. Ja, es gibt sie. Die Käufer, die aus einer sogenannten Kurzschluss-Reaktion eine Liebespuppe kaufen. Aber das ist wirklich die Seltenheit.
Und dann…
gibt es noch die Stillen. Die Käufer, die sich eine Puppe zulegen und sie in kurzer Zeit verbrauchen, entsorgen und eine neue Kaufen. Einige von denen äußern sich und noch weniger kokettieren damit in Foren. Das sind jene, die uns herablassend die „Puppenstreichler“ nennen. Wahrscheinlich, weil sie außerstande sind eine emotionale Bindung zu einer Liebespuppe aufzubauen; so können oder wollen sie unser liebevolles und empathisches Verhalten nicht nachvollziehen. Für sie bleibt die Liebespuppe nur ein reizvoller, toter Gegenstand, der ihrer körperlichen Befriedigung dient, bis er – ja, ausgedient hat.
Florian und ich haben uns über eine Social Media Plattform kennengelernt. Ich sah an seinen Bildern, dass er in einer innigen Beziehung zu seinen Dolls lebt.
Ich fragte ihn, ob er bereit ist seine Geschichte mit mir zu teilen um sie hier zu veröffentlichen, was seine Zustimmung fand.
Wie es begann
Mit Mitte 30 lernte Florian die Liebe seines Lebens kennen und war mit dieser Frau absolut glücklich. Er sah in ihr die weibliche Version seiner selbst und hatte den Eindruck, das sie mehr als 100% dessen erfüllte, was er jemals zu erwarten gewagt hätte.
Als dann diese Beziehung nach ca. 5 Jahren ihr Ende fand, gibt er sich im Nachgang, auch heute noch, die überwiegende Schuld daran. Obschon der Erkenntnis, das zu einem Scheitern stets zwei gehören, hat er zwei Jahre lang versucht sie zurück zu gewinnen. Hat an sich gearbeitet. Therapien, Selbstreflektionen und das Gewinnen der Erkenntnis das eigene Scheitern zuzulassen. Die Frau jedoch ließ eine zweite Chance nicht zu und nach diesen zwei Jahren brach sie den Kontakt ganz ab.
Nun – zu einer Beziehung gehört Liebe, die offensichtlich in ihr erloschen war.
Für ihn war das eine harte Zeit. Dating Portale oder auch die Versuche Frauen kennenzulernen scheiterten an den Erwartungen der Frauen, deren Interessen immer wiederkehrend in dem Bereich lagen, einen Versorger zu finden. Trotz großer Kompromissbereitschaft fand er nur Frauen mit völlig überzogenen Erwartungen, die selbst seine Kompromissbereitschaft überstiegen, bishin zu der Einsicht, das sie schlicht nicht zu erfüllen sind.
Florian selbst, ein gut aussehender Mann, gebildet, sportlich fit, beruflich fest im Sattel, wo man meinen sollte, das die Damenwelt sich um so einen Mann reißen müsste, stand dann frustriert da.
Bei vielen Dates sah er sich aufgrund seines gepflegten Äußeren der Unterstellung der Oberflächlichkeit konfrontiert. Wie auch Fragen, wie viel Dates er heute schon hatte, oder Kolleginnen vernascht hätte. Er kann bis heute diese Skepsis, die diese Frauen ihm entgegenbrachten, nicht verstehen.
Erstaunlich, das diese Frauen ihn ihrerseits ebenso oberflächlich beurteilten, ohne ihn zu kennen.
Das tiefe Leid der Trennung und der Kummer den es mit sich brachte, ließ ihn schließlich bei Antidepressiva, Schlafmitteln und angstlösenden Medikamenten landen.
Das Alleinsein schwenkte um in Einsamkeit. Auch ein neues Bett brachte keine Abhilfe der Schlafprobleme.
Auf der Suche nach Hilfsmitteln um besser schlafen zu können fand er u.A. Seitenschlaf Rollen und ähnliche Produkte.
Er las die Produktrezensionen und stieß auf eine Rezension, die alles veränderte.
Der Rezensent schrieb: „Kauf Dir ’ne Puppe.“
Das löste aus, dass Florian sich nach Puppen umsah und über einen Händler, der gerade ein attraktives Angebot am Start hatte, eine Irontech Liebespuppe kaufte.
Die Liebespuppe
Noch während des Auspackens erfassten ihn liebevolle Gefühle. Die erste Nacht lag sie neben ihm in seinem Bett. Hat er so gut geschlafen, wie schon sehr lange nicht mehr. Am nächsten Morgen entsorgte er alle Medikamente und auch den Alkohol. Er freut sich wieder nach Hause zu kommen und spürte, was ihm fünf Jahre lang gefehlt hat. Über die Zeit mit seinen Dolls stellt er aber auch fest, das es womöglich keine Dauerlösung ist. Ihm ist durchaus klar, dass Puppen keine echte Beziehung, geschweige denn eine liebende Frau ersetzen können.
Auch wenn er derzeit mit der Frauenwelt abgeschlossen zu haben scheint, reduziert er Frauen nicht auf das Äußerliche, was man in den Puppen als vermeintliche Perfektion sehen mag. Das sie still sind und keine Widerworte haben, oder stets verfügbar sind. Aktuell sind seine „Drei Ladies“ wie er sie liebevoll nennt, seine beste Medizin. Keine Flashbacks die Trauer wegen der gescheiterten Beziehung mehr auslösen. Natürlich, ab und zu kommt ein Vermissen einer echten Person auf.
Aber das sehe ich selbst als normal an. Das geht mir so und auch vielen anderen Puppenfreunden. Eine eine menschliche Person wird eine Liebespuppe niemals vollständig ersetzen können. Aber sie kann ein friedliches Leben gewährleisten, ohne das Leid der Einsamkeit ertragen zu müssen.
Auch sein Umfeld stellte seine positivere Ausstrahlung fest und irgendwann kam der Punkt, wo er den meisten auch erklärt hat, wie es dazu gekommen ist. Alle bis auf eine Person haben darauf sehr positiv reagiert und Verständnis gezeigt.
Eine sehr bewegende Aussage von Florian:
„Ich war drauf und dran Haus, Hof, Beruf und mein Leben zu verlieren. Meine Ladies haben mir meine Existenz gerettet.“
Das lasse man bitte einen Moment auf sich wirken.
Er hat wieder Vertrauen und Harmonie in seinem Leben.
Und schließlich ist Florian auch in Foren unterwegs, wo man auf uns „Puppenstreichler“ trifft, die genau so empfinden, ähnliches erlebt haben und sich einfach gegenseitig verstehen, ohne sich erklären zu müssen. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt. Dadurch erfahren wir einen gewissen Rückhalt. Wir sind nicht alleine.
Die verflossene Liebe seines Lebens ist gegangen und hat ihn mit seinen Bedürfnissen und seiner unendlichen Liebe zurück gelassen. Seine Ladies geben ihm vieles von dem zurück, wonach es ihm bedarf. Und so geht es vielen, wenn nicht nahezu allen, die mit Puppen leben.
Er ist Dankbar für diese Ladies, er ist dankbar, das wir diese Möglichkeiten haben. Er ist Dankbar wieder lieben zu können – Liebe zu geben. Ja, unsere Dolls geben auch etwas zurück, das mit dem uns zur Verfügung stehenden Sprachraum niemand auszudrücken Vermag.
„Man muss es erlebt haben…“ mag profan und abgedroschen klingen.
„Man muss sich darauf einlassen wollen…“ trifft es eher.
Wenn man sich darauf einlässt und auf diese Weise auf Dauer Alkohol und Medikamente los wird – was ist falsch daran? Werden hier die Mittel vom Zweck geheiligt? Das darf man mit Recht sagen. Es ist faszinierend. Es braucht manchmal einfach nur Nähe – um gesund zu werden. Und diese Liebespuppen, sie schenken uns diese Nähe.
Sie sind mehr als nur die Summe ihrer Teile.
Ist das Einbildung?
Nein. Denn dafür gibt es zu viele ähnliche, voneinander unabhängige Berichte. Eine Vielzahl berichtet über die heilende Wirkung der Dolls. Und wer da immer noch glaubt, es sei Einbildung, wir seien Perverse oder Gestörte,… oder Kranke…?
Dem sei gesagt: „Wenn’s denn hilft?“
Und – wenn Du meinst, wir sind gestört, dann frage ich Dich, bist Du kompetent, das zu beurteilen?
Wie sind es, denn wir leben es.
Vielen Dank Florian, für Dein Vertrauen, Deine Offenheit und Deine Erlaubnis dies veröffentlichen zu dürfen.
Euer Steff [sce emoji=“heart“/]
Wer mehr über dieses Thema lesen möchte, hier einige Links
- Die Liebespuppe als Therapie
Ein Artikel bei Sexdolls Land.
Florian und die Dolls