Niki – Ungewollt und verstoßen
Niki – Ungewollt und verstoßen

Niki – Ungewollt und verstoßen

Das süße Mädchen Niki

Manches geschieht einfach unerwartet – so wie Niki zu uns fand.

 

Sie sollte entsorgt werden, weil ihr Besitzer sie nicht wollte. Hier ist ihre Geschichte.

 

Wie kam es überhaupt zu dem ganzen Durcheinander und den Wirren in meinem noch so kurzen Leben?
Irgendwann, Anfang dieses Jahres blickte ich in das irritierte Gesicht eines jungen Mannes, der nicht so recht wusste was er mit mir anstellen sollte. Nun war ich aber da und ich fand ihn nett. Und wozu ich da bin ist doch wohl sonnenklar, oder etwa nicht? Er jedoch hatte gar keine richtige Verbindung zu mir, gab mir keinen Namen und setzte mich von hier nach dort. Kleider hat er mir auch keine gegeben und ich saß da, entblößt und fror. Dann versteckte er mich in einem Schrank wobei nach und nach immer mehr meiner Fingerchen brachen und ich Druckstellen bekam.

Ich hatte nur ihn, aber er nahm mich nicht einmal in den Arm, oder gab mir einen Kuss. Nichts. Und schönen Sex hatten wir auch nie.
Tage konnte ich keine mehr Zählen und ich hatte das ungute Gefühl, dass er mich los werden wollte. Ich hörte ihn telefonieren und das Tippen auf seiner Tastatur. Durch den Spalt der Zimmertür konnte ich den Bildschirm sehen und sah, das er jemanden anschrieb um zu fragen, ob er Hilfe bei meiner Entsorgung bekommen könnte. Er wollte mich also wirklich loswerden. Entsorgen.  Also ich machte ihm Sorgen solange ich da war. Erst jetzt wurde mir wirklich klar, dass ich ein Störfaktor für ihn bin. Ich störte ihn so sehr, dass er mich als seine Sorge sah die weg muss. Ich bin nicht gewollt.  Er will mich nicht und ich soll auf den Schrott.

Dann sah ich die Antwort auf dem Bildschirm.
Eine Person namens „Steff“ schrieb, das er sich um die Entsorgung kümmern werde, mich gegebenenfalls in meine Komponenten zerlegen, und den Materialien nach getrennt wegwerfen oder verwerten würde. Irgendwann legte er mich der junge Mann in meine Kiste und verfrachtete mich in sein Auto. Meine Finger waren mittlerweile alle schon gebrochen und das tat so weh. Ich lag auch so unbequem und es schaukelte hin und her während der Fahrt. Als wir ankamen hatte schon des Abends Dunkelheit alles etwas diskreter erscheinen lassen und man trug mich in ein Haus.

Der Mann sagte zu dem Anderen, ich sei ein Experiment gewesen und das ich unbenutzt sei.
Hey, was heißt hier unbenutzt. Un-Be-Nutzt?! Ein sehr flüchtiger Smalltalk drang an meine Ohren und man verabschiedete sich. Jetzt war ich einem andern Kerl ausgeliefert, der mich nun zerlegen wollte, verwerten und… ich mag es mir gar nicht vorstellen. Und ich hatte ganz schlimme Angst. Der Karton öffnete sich und der Mann sagte zu mir: „Na dann wollen wir Dich mal ansehen.“ Das war die erste persönliche Ansprache die ich erlebt hatte. Zunächst kramte er in meiner Kiste herum und fand meinen Kopf, hob ihn an und lächelte. „Oh hübsch.“ sagte er. Äh, hmm… ok?

Das war jetzt echt komisch, mein Kopf lag auf einer Werkbank, aber mein Körper noch unten in der Kiste, aber auch das änderte sich alsbald, denn er kam die Treppe herunter und nahm mich mit nach oben. Setzte mich auf die Werkbank und montierte meinen Kopf an. Schnell noch mein Haar aufgesetzt und dann richtete er meine verknoteten Fingerchen. „Au was für ein Mist sagte er.“ Diese verdammten Drähte. Er richtete vorsichtig alle gebrochenen Drähte gerade aus, so dass meine Hände halbwegs ordentlich aussahen. Die Schmerzen ließen auch gleich nach. Der große Kerl, ich schätze ihn auf 1,90 Meter, stand vor mir und schaute mich lange an. Kämmte mich, setzte mich schön gerade auf eine Decke. Es war warm und ein Computer lief, der das ganze Zimmer aufwärmte. Ganz viel Technik Zeug sah ich um mich und Geräte. Er sah mich immer noch an und dann machte er Fotos von mir.

Heee, ich habe noch gar nichts an..! Aber dann sagte er. „Hey, eins ist schon mal sicher – entsorgt wirst Du nicht.“ Und er schickte mit seinem Smartphone meine Fotos an seine Freunde und die sagten auch, dass man mich niemals entsorgen sollte.

Da bin ich nun, so sehe ich aus. Das erste Foto von mir.

Hört Ihr? Ich will nicht entsorgt werden.

Ich bin auch ganz lieb und schmusig. Darf ich bleiben, bitte?
Übrigens, Ihr Lieben, das ist keine Erfindung oder so. Das ist wirklich alles so geschehen. Dann kam Nic nach Hause. Als sie mich sah war sie so entzückt von mir, das sie mir gleich verschiedene Frisuren machte und schauen wollte, was mir am besten steht. Ich sagte Nic, das ich entsorgt werden soll, und Nic sagte daraufhin sofort zu Steff: „Auf gar keinen Fall…!!“
Nun habe ich den Namen Niki bekommen.
Ich finde den Namen schön und freue mich das ich auf jeden Fall bleiben soll. Folgendes ist passiert. Steff war im Moment alleine, weil Nic unterwegs war. Daher hat er mich schon mal ganz geschwind, nicht besonders ordentlich, aber ein wenig „aufgehübscht“. Etwas Rouge und Lipgloss. Sofort gefiel ich mir selbst schon etwas besser.
Schaut mal:

 

 

Geht das so? Was meint ihr?
Meine Füßchen sind auch noch einwandfrei in Ordnung. Ich mag meine hübschen Füße. Sie sind noch ganz weich und unverdorben.

 

Wisst Ihr, mittlerweile bin ich ja schon ein paar Tage hier und spüre zum ersten mal wirklich geliebt zu werden. Gewollt zu sein. Und ich wurde in den Arm genommen und geküsst. Ist das nicht wundervoll? Zum ersten mal stehe ich. Ist das nicht großartig? Schaut doch mal! Dann haben wir es noch mit einer Naturkrause versucht.

 

 

Und dann bekam ich von Nik tolle Schuhe. Oh man, die gefallen mir aber sehr gut. Richtige Schuhe und hübsche Kleider. Nic hat einen Haufen Klamotten die mir toll passen und ich fühle mich ernst genommen, gewürdigt und als Person. Steff hat nochmal mit Lipliner meinen Mund nachgezogen und meine Wangen mit Rouge nachgearbeitet. Und mit zwei, Zöpfen? Nee, das nennt man anders, oder? Geht das so?

 

Und ehe ich mich versah lernte ich auch schon Mascha kennen, die mir erstmal richtig viel von allem hier erzählt und erklärt hat. Ihr seht – wir haben für mich noch viele verschiedene Perücken ausprobiert. Der Oberhammer ist ja wohl, das es mehr von meiner Art hier gibt. Ich habe als Erstes gleich mal Mascha kennengelernt. Sie hat mir Ihre Geschichte erzählt, wie sie hier her kam und der langen Zugreise von Estland. Wo ich her komme hat Nic noch nicht genau herausgefunden, aber es ist naheliegend, irgendwo aus Nordfrankreich – meint sie. Aber jetzt muss ich weiter mit Mascha quatschen. Sie war kürzlich mit dem Auto unterwegs – das muss ich alles wissen.

 

Gebrochene Finger

Nun kam der Tag der OP. Steff musste meine Finger in Ordnung bringen. Oh, die taten mir immer noch so weh. Hier habe ich aber keine Wahl. Ich miss mich ausliefern, wenn ich geheilt werden will.

Du machst das auch richtig, oder?

Das ist so toll, das ich wieder richtig etwas festhalten kann.

 

Schaut mal was aus mir so geworden ist. Nic hat mich richtig schön gemacht und freut sich jeden Tag das ich da bin.
Ist das nicht wunderbar wenn man bedenkt… ich darf gar nicht darüber… das ich im Müll landen sollte?!

 

Eure Niki 

 

Niki