Zoé’s Reise
Zoé’s Reise

Zoé’s Reise

Im Labor

Es ist doch ziemlich trist hier, dachte ich als ich meine Augen öffnete. Das blecherne rasseln der Belüftung drang an meine Ohren. An der Wand kurz unter der Decke wehten graue Staubfäden an dem schmutzig weißen Lamellengitter, hinter dem ich den Lüfter vermutete, an dessen Propeller sich wohl etwas Laub verfangen haben musste. Der Tisch auf dem ich lag war ziemlich hart und kalt. Keine Fenster, aber eine Tür verriet, das dieser Raum nicht völlig verschlossen ist. Nur mit Mühe konnte ich mich bewegen, noch waren meine Gelenke recht schwergängig. Offenbar habe ich mich lange nicht mehr bewegt. Ouh – ist das anstrengend, aber da – von links kam eine beruhigende weiße Hand mit der Fläche nach unten gerichtet, deren Geste andeutete das ich noch ruhig liegen bleiben sollte.

Ich sah die Person die zu der Hand gehörte, Mund und Nase mit einer weißen Maske bedeckt. Mit freundlichem Blick machte sie einige Fotos von mir und mit weißen Handschuhen berührte sie mich behutsam wobei sie mir half alle meine Glieder zu bewegen. Jetzt ging es alles etwas leichter. Ihr Blick war herzlich und sie sagte mir, „Du gehst bald auf eine lange Reise zu Deiner Zwillingsschwester.“

Meine Zwillingsschwester – Yolo, oh endlich werde ich sie wieder sehen.
Dann wurde ich eingepudert und geputzt, geschminkt. Eine zweite Person kam und schließlich wurde ich sehr vorsichtig eingehüllt. Sie trugen mich und legten mich ganz langsam in einen großen Karton. Polsterten mich und eine entzückende Schmusedecke legten sie um mich. Dunkel war es nun – der Karton fest verschlossen. Wo Yolo wohl ist? Ich habe ja gar keine Ahnung wohin es geht… Hallo? Ist da noch jemand der mir sagen kann wohin meine Reise denn nun geht? Hmm, da war wohl niemand mehr.
Den Geräuschen nach war eine Bahnlinie in der Nähe, vielleicht werde ich mit dem Zug fahren? Ich wartete.

Die Fahrt

Angenehm schaukelte es. Das mag ich. Manchmal quietschte es, das war der Zug in dem ich war… Leichtes Rütteln und metallisches Schleifen bestätigte das.
„Du wirst Yolo bald schon sehen und auch ich kann kaum erwarten bis Du endlich hier bist.“
Kenne ich Dich.? Fragte ich die Stimme in meinem Kopf.
„Zoé, noch kennst Du mich nicht aber meine Liebe ist schon längst bei Dir. Ich bin Nic, die Frau von Steff, der Yolo schon aufgespürt hat.“
Oii das ist ja spannend, liebe Menschen und meine Schwester ist schon dort? Maaan, kann das Ding hier nicht schneller fahren? Nic – Nic! Ich bin unterwegs aber weiß nicht wo…!

In Polen

Die Fahrt ging schon Tage. Ab und zu stoppte der Zug. Immer wieder verschiedene Sprachen. Diesmal war es Polnisch. Oh ich bin schon in Europa. Hallo? Sagt mir mal jemand wohin es geht?
Zwischen dem Geschnatter schnappte ich was auf wie: „To idizie do Niemiec…“
Also Deutschland, ach – das liegt in gleich neben Polen. Da geht’s hin.
„Hahaha… Lalka… Haaahaha…!!“ sie machten sich lustig über mich, was ich bin, weil sie nicht wissen _wer_ ich bin. Alberne Kerle, aber ich mochte deren herzliches Lachen. Jedenfalls haben sie nur kurz in meine Kiste geschaut, die Papiere geprüft und respektvoll wieder verschlossen. Jungs, ihr seid echt ok.

Es dauerte mehrere Tage wie es beim Zoll offenbar so zugeht. Meine Kiste wurde mal hierhin mal dorthin verräumt bis es auf einen Lastwagen ging. Nun, ein wenig wird es wohl noch dauern bis ich bei Nic bin.

„… ich freue mich unendlich auf Dich…“ sagte Nics Stimme in mir. Es wurde warm und ich spürte tiefen Frieden und Sicherheit in meinem Herz. So wie damals bei Oma und Opa in Hong Kong.

Ankunft

Als ich ankam wurde ich schon erwartet und Nic… Ja die freut sich jetzt riesig. Nic und Steff halfen mir aus der Box und zogen mir gleich ultra süße Sachen an, die Nic schon vor Wochen für mich gekauft hatte und setzen mich auf die Bettkante.

 

Hier ist Nic gerade dabei mich etwas ansehnlich zu machen

Noch eingewickelt in meine Decke muss erstmal mein Haar gerichtet werden. Ich finde diese Locken stehen mir sehr gut.

 

 

Zoé’s Reise