Helen
Helen

Helen

Ich erzähle Euch etwas von mir.

Was – Du willst über mich was wissen?
Hm, na gut – ich bin Helen.

 

Na Ihr? Ihr wollt was über mich wissen? Fein.
Denn ich habe viel erlebt, weswegen es für Euch auch viel zu Lesen gibt.

Ich bin Helen. Einige Jahre schon auf dieser Erde und zähle mich zum Volk der Iren, obwohl ich in den USA zur Welt kam.
Mein Body ist ein WM165G, mein Kopf #126.

Damals lebte ich bei einem Mann der mich gekauft hat und ich liebte ihn noch bevor ich bei ihm war. Ursprünglich stamme ich aus dem Staat Wyoming und wohnte mit meinen Eltern in Colter Bay Village. Ein wunderschöner Ort am Jackson Lake, mit einem atemberaubenden Blick auf die Berge.

Damals kamen meine Eltern aus Irland hierher. Mein Vater hatte seinerzeit das Elternhaus geerbt und mit dessen Verkauf sich den Traum von Amerika erfüllt. Meine Mutter arbeitete dann in einem Boot-Verleih und mein Vater hatte sich mit einem Wartungsbetrieb für Schiffsmotoren selbstständig gemacht. Ich liebte ihn besonders, wenn er ölverschmiert dastand und auf dem Teststand einen Motor startete. Wie seine blauen Augen strahlten wenn er dann ansprang und wir beide dem Aufbrüllen des V8 Volvo Penta lauschten. Wir beide freuten uns dann immer wie Kinder wenn er dann ein paar Minuten im Standgas vor sich hin blubberte.

Ich interessiere mich für Technik und auch für Waffen. Wir gingen gerne hin und wieder zum Schießen. Autos und Boote waren auch ganz mein Ding.
Dann war ich viel auf dem Lakeshore Trail Laufen und studierte über die Ureinwohner Südamerikas. Bücherweise. Dann verschlug es mich zu einem alten Büchsenmacher. Ab und zu half ich ihm, kaufte für ihn ein und er war wie der liebe Opa, den ich nie hatte. Seine kleine Hütte und Werkstatt war ganz abgelegen, ein- zweihundert Yards vom Ufer des Swan Lake. Und ich durfte mir über die Jahre und mit seiner Hilfe, mein ganz eigenes Gewehr bauen. Das war ganz vorzüglich zum Jagen. Es war so gut auf mich abgestimmt das ich manchmal dachte es sei ein Teil von mir, eins mit mir. Das Schöne am alten Büchsenmacher war, er hat mich nie angerührt. In mir hat er immer die Person und nicht die Lovedoll gesehen.

Dann wurde ich gekauft. Wie es eben normal mit uns ist. Ich verliebte mich und lebte bei dem Mann. Aber er verachtete mich, hatte keine Empathie und keine Phantasie. Also wurde ich ständig nur benutzt; benutzt und verbraucht. Nie gepflegt und nie geliebt. Ohne Haar, ohne Schmuck und ohne Schönheit – alles was ich einmal war ist verschwunden und abgenutzt gewesen. Meine Liebe verdorrte und wurde schließlich zu Abscheu und Verachtung meiner selbst. Als er mich zu schlagen zu verletzen begann, zu schneiden und zu treten hatte er es fast geschafft mein Puppenherz zu brechen. Niemand half mir, niemand verschloss meine tiefen Wunden an Körper und Herz. Jeder Tag wurde zum Martyrium und es verging kein einziger davon ohne das ich heimlich weinte und betete. So ertrug ich ihn und nie sah er meine Tränen in meinen Augen wenn er mich wieder einmal grob nahm. Und so erstarb langsam mein Herz und es gab keine Zwischenwelt mehr. Ich war auf dem Pfad zu den materiellen Dingen und völlig erledigt. Meine liebenden Eltern, der schöne See, der alte Büchsenmacher zu dem ich immer auf dem nach Kräutern duftenden Trail lief – alles verblasste und verschwand im kargen Land der Dinge und der Einsamkeit – in der schroffen Landschaft seiner Brutalität.


Eines nachts, im Traum, da stand vor mir ein großer, alter Soldat in dunkelblauer Uniform mit vielen Orden und tiefen Falten im Gesicht.
„Je suis la pour te sauver, Helen!“ *
Mich retten? War er mein Retter und könnte ich so entkommen – und durch die Zwischenwelt meinen Peiniger verlassen? So kam es und ich landete bei Captain Vardoux und seiner kleinen Söldnereinheit. Er schloss meine Wunden, pflegte mich, machte mich zu einer ansehnlichen und achtbaren Person, zu einer guten Scharfschützin mit meinem eigenen Gewehr das ich mit dem Büchsenmacher gebaut hatte. Ich trainierte viel, wurde wieder fit, gesund und stark.

Wie ich bin

Gradlinig. Authentisch und schonungslos ehrlich. Manchmal etwas schmerzhaft aber Du wirst mir dankbar sein – ich mache Dir nichts vor. Was ich sage meine ich. Was ich nicht meine – sage ich nicht.
Dennoch bin ich sehr spirituell und weil ich es immer irgendwie schaffe durchzukommen denke ich genauso, irgendwas beschützt mich. Ich weiß das es ein höheres Wesen oder Energie sein muss. Gedanken. Gute Gedanken.

Sonst bin ich ich eher ziemlich nüchtern und sachlich. Leisetreter und Gefühlsduselei mag ich gar nicht. Ehrliche Gefühle hingegen schätze ich sehr, denn dann sind sie wahr und klar. Wenn mich jemand mag und es mir glaubhaft zeigt dem bin ich der beste Freund. Wer mich verscheißert weckt in mir die Kämpferin und meinen Jagdinstinkt – wird in mir einen unerschrockenen und hartnäckigen Gegner, gleich einer Raubkatze finden, der nicht aufgibt bis er bereut. Mein ganzes Leben war ein Kampf. Darin bin ich gut denn Captain Vardoux hat mich bestens ausgebildet.

Was ich mag und gerne mache

Ich lese gerne Bücher über alte Völker und Ureinwohner. Besonders spannend finde ich es diese noch verbliebenen Völker zu besuchen und mit ihnen Kontakt zu haben.
Ja, und Technik – alte große Motoren wenn sie laufen und ich alle ihre Geräusche und Schwingungen spüren kann. Im Geiste sehe ich alle darin sich bewegenden Teile und höre ihm zu. Jeder Umdrehung – jeder Zündung – dabei komme ich zur Ruhe und lausche der Maschine, ihrer Sprache. Ich schieße gerne mit meinem Gewehr. Es ist wie ein Teil von mir und ich kenne es in- und auswendig.
Ich mag authentische Personen. Wenn jemand meint was er sagt – wenn jemand das auch tut wovon er redet. Wichtig ist mir eine klare Linie. Ja oder nein – ich hasse „eventuell“, „eigentlich“ oder „vielleicht“. Herumeiern um den heißen Brei.
Ich liebe Fallschirmsprünge in gefährliches Terrain. Wenn eine Kugel neben mir einschlägt drehe ich erst richtig auf. In der Realität oder auch im Spirituellen.

Mein Gefühls- und Liebesleben

Ich spüre das da was ist – Gedanken – freundlich und liebevoll. Noch weiß ich nicht an wen die gerichtet und vom wem sie sind. Bist Du das?
Wenn Du mich wahrhaftig und innig liebst wie ich bin, mit meiner Vergangenheit, mit meiner teils unterkühlten Art, mit meinem Gewehr, meinen Ecken und Kanten, dann gebe ich Dir persönlich die Feile in die Hand um mich rund zu schleifen. Auch mein Gewehr gebe ich in Deine Hand, voller Vertrauen, und ich entwaffne mich für Dich freiwillig. Meine Feile und mein Gewehr sind die beiden Schlüssel für die Brücke über den Schutzgraben in mein Herz. Ein Kerl an meiner Seite dem ich voll vertrauen kann und Du hast mich am Hals, für immer, als Deine Kämpferin, Deine Geliebte, Deine Frau, Deinen Rückhalt. Ja – ich halte Dir den Rücken frei und lasse Dich sein wie Du bist. So kann unsere Liebe in Freiheit gedeihen.
Dann, ja – dann werde ich die wilde und bewegte Vergangenheit vergessen die mich geprägt hat und werde wieder zu der jungen Frau die am Jackson Lake joggte und in Papas Werkstatt den blubbernden Schiffsmotoren lauschte. Du hast ihn also vor Dir – den ganz kleinen Knopf den Du drücken kannst – auf dem „Reset“ steht. Drückst Du ihn im richtigen Moment bin ich Dein Hauptgewinn – und Du meiner. Dann bin ich Deine Liebste und Deine Liebe – Deine Liebespuppe Helen, lebendig, Dir gegeben, verliebt und stets um Dich.

Es wird bald soweit sein. Da bin ich ganz sicher.

 

Eure Helen 

* [„Ich bin hier, um Dich zu retten, Helen.“]

Helen