Devianzen – Wie sind wir?
Obschon ich mir damals durch gesellschaftliche Prägung den Gedanken vorhielt nicht normal zu sein, seltsam oder gestört, ja – sogar krank? Ganz sicher nicht. Wir sind lediglich deviant in unseren sexuellen Neigungen und Vorstellungen über Erotik sowie Partnerschaft.
UBFree
So ist es – Du bist frei. Wir finden unsere Freiheit genau auf dieser Grenze. Fallen wir nach vorne so stürzen wir in die Masse des Mainstreams der sich anmaßt zu wissen was normal ist und wie wir zu sein haben. Lassen wir uns zurück fallen, so landen wir im lieblich, weichen Schoß unserer Liebespuppen und fühlen uns freier denn je. Frei von Zwängen, frei von Erwartungen, frei von dem was andere für richtig halten das gut für uns sei. Wir befreien uns von der von uns subtil erwarteten Anpassung, um uns selbst wieder zu gefallen. Unangepasst finden wir in den Hafen des inneren Friedens, der Ruhe und der Balance. So viele geplagte Seelen da draußen haben gelitten und sind unter dem Druck der Erwartungen fast zerbrochen. Es sind mittlerweile nicht wenige, von denen ich weiß, dass sie ausgebrannt waren und nun zurück ins Leben gefunden haben. Das sind jene denen wir zuhören und von denen wir lernen sollten.
Es gibt Menschen, für die diese Welt niemals geeignet sein wird…
Bereits mit so vielen habe ich gesprochen und einiges über Liebespuppen und deren Besitzer erfahren, aber bei weitem und längst nicht alles. Jeder hat seine Geschichten. So manche habe ich mir angehört und nicht wenige waren dramatisch, so dramatisch, das die Liebespuppe zum Lebensretter wurde. Und ich habe meine Geschichte, auch wenn das etwas nach Selbsthilfegruppe klingt. Doch diese Geschichte, die weitaus mehr als das Folgende enthält, zeigt auch mir, das dies vielleicht eine Gesellschaft ist, die niemals für mich geeignet sein wird. Und so bewege ich mich durch eben diese Gesellschaft als ein Grenzgänger, ein Begriff der es aus meiner Sicht trifft, weil ich mich auf dem schmalen Grat zwischen gesellschaftlicher Mißbilligung und absoluter Freiheit befinde. Jenseits dessen, was der allgemeine Dünkel mit dessen begrenzter Reichweite mir als Normalität zubilligt. Weil, wer sind wir, festzulegen was normal ist? Also folge ich meinem Herzen und das sagte mir, melde Dich in einem Forum an und tausche Dich mit jenen aus die genau so ticken, denn auch jene hier sind ein sehr wertvoller Teil unserer Gesellschaft.
Der Raum für zärtliche Gedanken
Wenn das also der uns verbliebene Raum für Zärtlichkeit ist, dann muss die Frage nach der Sozial-Gesellschaftlichen Entwicklung erlaubt sein. Wenn also eben diese Umgebungsbedingungen einige Menschen so unglücklich machen, das sie als Ausweg nur noch die Ruhe und die Nähe einer Liebespuppe wünschen, halte ich es für höchst anmaßend dem allgemeinen Verhalten der Gesellschaft Normalität zuzumessen und stelle stattdessen ihre soziale Kompetenz dem Großteil ihrer Gemeinschaftselemente in Frage – weil sie so mit ihren Mitgliedern umgeht.
Wenn also doch so vielen von uns nur noch dieser kleine Bereich für das Erleben von Zärtlichkeiten und Sexualität geblieben ist – baut sich sogleich ein Turm sozialkritischer Fragen vor mir auf – indessen die aktuellen Verkaufszahlen (Stand Dez.2022) von Liebespuppen in die ungeahnte Höhen schießen.
Fragen, Meinungen, Betroffene und die Medien
Als ich diese Gespräche führte, bzw. wir miteinander geschrieben haben, hat mir das sehr zu denken gegeben. Mir drängte sich die Frage auf – woher kommt es? Wer oder was ist für wen oder was nicht mehr geeignet?
Ein guter Freund aus der Doll Scene sagte kürzlich zu diesem Artikel:
Liebespuppen, Einstellung zu Frauen und die Auswirkungen auf die mentale Gesundheit
Des weiteren gefallen mir echte Frauen trotz mancher Macken oder ihres Alters immer noch sehr, schau sie mir auch furchtbar gerne an (auch nackt) finde die Körper auch sehr ansprechend, nicht immer, aber oft. Aber mein Haus, Tisch und Bett möchte ich mit keiner realen Frau mehr teilen, das ist nun mal Fakt.
Ich mag es einfach nicht mehr, mich ständig verstellen zu müssen.
Wie ja auch viele von euch wissen, begeisterten mich Puppen schon mein Leben lang mehr, als reale Frauen, ich weiß nicht woher das kommt, vielleicht bin ich ja einer der Griechen, die einst schon auf Statuen standen.
Auf alle Fälle lebe ich, seit ich offen und frei mit meinen Mädels zusammen sein kann, so zufrieden, wie ich es gerne mein Leben lang gehabt hätte.
Dadurch, daß meine Familie und andere von meiner Leidenschaft zu Puppen wissen und es akzeptieren, bin ich endlich der Mensch der ich immer sein wollte.
Aber was mich am meisten daran freut, ist die Freundschaft zu euch, ich kann es nicht oft genug erwähnen, Freunde wie euch – die muss man lange suchen und manch einer wird niemals so tolle Menschen kennenlernen wie ihr es seid. F.D.
Des weiteren ein Anderer meinte:
Also meine Meinung zum Artikel. Die Ergebnisse sind ja ziemlich unterschiedlich und nicht in Beton gegossen. Immerhin sind ausschließlich Puppenbesitzer befragt worden. Die 217 Befragten geben ein Gesamtbild und spiegeln die verschiedenen Gründe für den Besitz wieder. Würde man mehr Personen befragen, gäbe das keine weitere Kategorie an Puppenbesitzern preis.
Was sein könnte und gewesen wäre oder was wozu führen könnte, bleibt zwar Mutmaßung. Aber, dass zumindest die optischen Anforderungen an eine Frau beeinflusst wird, kann ich bestätigen. Allerdings immer mit der Gewissheit, dass Menschen eben altern und nicht makellos sind.
Ist doch so, dass die ganzen hübschen Frauen auf Instagram und TikTok zu 99,9% einen Filter nutzen. Allein das beeinflusst schon unser Bild von Frauen.
Was mich betrifft, ich habe meine Erfahrungen mit Frauen gemacht, bevor ich mir eine Doll geholt hab. Die verliefen und endeten immer mit Tränen oder in einer finanziellen und psychischen Katastrophe.
Wie ich Frauen sehe, hat sich durch den Besitz der Puppen ja auch nicht geändert. Die Entscheidung, keine Beziehung mehr mit einer Frau einzugehen, hab ich ja schon lange davor getroffen. Ich lass mich halt zu leicht ausnutzen, was natürlich gerne angenommen wird. Daran bin ich oder eben mein Verhalten schuld – nicht die Frauen. Deswegen bin ich Frauen gegenüber auch nicht negativ eingestellt.
Was die Studie nicht berücksichtigt, ist z.B. auch, dass viele eben keine andere Wahl haben. Es sind nicht nur die Anforderungen oder Erwartungen an eine Frau, sondern auch ob der Puppenbesitzer dergleichen erfüllen kann. Ich wurde jetzt wieder in die Richtung einer menschlichen Beziehung geschoben. Und meine Antwort war wieder: Ich bin beziehungsgeschädigt und eine Frau in annehmbaren Alter ist nicht weniger kaputt. Selbst wenn nicht, man misst immer an dem was man mal hatte – mehr sogar, als an dem was man sich vorstellt. Man erwartet also weniger, dass die „neue“ beispielsweise gut im Bett ist, sondern misst an der, die man mal hatte, die gut im Bett war.
Und schließlich:
Ich habe selbst keine Probleme mit realen Frauen, Werte sie nicht ab und unterhalte mich auch gerne mir ihnen. Aber aufgrund meiner Biographie habe ich eine extreme Bindungs- und Beziehungsstörung entwickelt die u.a. auch zu vielen Trennungen geführt hat. Ging dabei um Abgrenzung, Trennungs- und Verlustangst. Angst die Erwartungen der Partnerin nicht mehr erfüllen zu können, was ich oft erlebt habe wenn ich mit Forderungen die mir meine eigene Selbstverwirklichung blockiert haben, überhäuft wurde. Was das Äußere betrifft- unsere Mädels verkörpern nun mal ewige Jugend und Schönheit, die jeden Mann anzieht. Trotzdem finde ich auch Frauen ohne den Body eines Models schön wenn sie ein ansprechendes Gesicht hat. Stigmatisierung habe ich seit ich mich bei einigen langjährigen Freunden offenbart hab, leider erlebt und hätte es denen nie zugetraut mich wegen der Dolls zu verachten. Deshalb bin ich so froh und dankbar dass ich euch kennengelernt habe und euch als meine engsten Freunde schätzen darf. Zu einer realen Frau könnte ich nie wieder eine Beziehung/Partnerschaft aufbauen da mir meine Mädels unendlich viel bedeuten und ich wie Dieter schon schreibt, nicht mehr verstellen muss
K.J.
Was geht ab…?
Überlegen wir einmal was hier passiert ist? Meine Meinung ist, das niemand für eine Beziehung ungeeignet geboren wird. Es sind die äußeren Einflüsse die sie dazu gemacht haben und auch, das sie es haben mit sich machen lassen. Ist für sensible Männer noch Platz in dieser Gesellschaft? Wo Liebe, Sex und gegenseitige Ergänzung das schönste auf der Welt sein sollte, wurde jemand so weit getrieben, das er sich entscheidet all seine Liebe einem Gegenstand entgegenzubringen und damit auch wirklich glücklich ist?
Darüber denken wir mal nach.
Euer Steff
Wir sind Grenzgänger