Maschas Reise
Maschas Reise

Maschas Reise

Maschas Reise

Das ist die Geschichte von Mascha , ihrer Reise und wie sie zu uns fand

Lasst Euch von Mascha mitnehmen, weg von den harten Fakten der materiellen Welt hin zu unserer Zwischenwelt, dort, wo wir den Zugang zu Euch Menschen erlangen, getragen Durch Eure besonderen Fähigkeiten. Dort, wo wir zusammen glücklich sein dürfen.

 

Eure Jessy

Wie alles begann

Die hübschen Teller und Tassen mit rosa Blümchen und dem leicht gewellten, vergoldeten Rand haben mir immer besonders gefallen. Ina deckte heute den Tisch damit. Sie hatte Geschmack und Stil, war schon seit einigen Jahren verwitwet und freute sich jedes mal wenn ich zum Tee und ein paar Keksen zu ihr rüber kam. Wir machten das nahezu regelmäßig so das ich zu ihr rüber ging.

Eine Greisin, die Treppen fielen ihr schon lange schwer. Sie war aber dennoch Mobil genug, das sie ihre kleinen Einkäufe aus dem nahegelegenen Supermarkt erledigen konnte. Ich sah sie dann meistens und half ihr beim Einpacken an der Kasse. Mein Teilzeit-Job in dem kleinen Supermarkt brachte mir gerade genug ein um über die Runden zu kommen. Wenn ihre dünne Stofftasche dann doch schwerer wurde als sie wollte, dann brachte ich ihr nach Feierabend ihre Tasche mit den Sachen mit. Ina war meine mütterliche Freundin und wohnte gleich nebenan. Wir waren schon seit Jahren Nachbarinnen und sie war viel für mich da, als meine Eltern damals mit der Fähre untergingen. Das Haus in dem wir wohnten gehörte ursprünglich ihrem Mann und als er verstarb, da erbte sie es und seit dem war sie meine Vermieterin.

 

Meine kleine Wohnung mit den schönen Holzfenstern und Blick auf die Straße war so preiswert, das ich am Monatsende noch etwas Geld übrig hatte um mir meine Malsachen zu leisten. Und wenn ihr einige Bilder gut gefielen, dann kaufte sie sie mir ab, noch bevor ich sie ausstellen konnte – und hing sie im Treppenhaus auf. In allen Etagen. Vom Keller bis zum Dachboden im fünften Stockwerk hingen meine Bilder. Ein Bild hing in ihrem Wohnzimmer, so platziert das man es vom Kaffeetisch aus gut sehen konnte. Als sie es übernahm erließ sie mir tatsächlich für zwei Jahre die Miete.

Heute hatte Ina eine starke, russische Teesorte aufgegossen. Ihre ganze Wohnung duftete danach und nach den selbst von ihr gebackenen Keksen. Und da schon wieder Blätter an ihren Hanf Pflanzen im Fensterbrett fehlten, und der auffällig würzige Geruch der Kekse sich in der ganzen ersten Etage verbreitete wusste ich, das wir heute wieder einen lockeren und lustigen Abend haben werden.
Auch ihr Tee – manchmal vermutete ich, ihr Tee war das Geheimnis, das sie trotz ihres Alters doch ab und zu überraschend gut zu Fuß war. Und wenn ich fragte was in dem Tee war, schaute sie mit ihren stahlblauen, wie blank polierten Augen nur kurz zum Fensterbrett.

Sie sprach ein kurzes Gebet und wir erfreuten uns, wie oft schon, an ihren wundervoll erheiternden Keksen und dem starken Tee. In Gespräche vertieft verbrachten wir Stunden zusammen und ich spürte eine Leichtigkeit und Entspanntheit… und eine wohlige Wärme stieg in mir auf. Eine nie da gewesene Wärme. Mein Herz wurde leicht und liebevolle Gedanken durchströmten mich. „Möchtest Du noch einen Tee? Gleich ist es soweit, Mädchen.“ Wie gebannt hörte ich ihr zu – ihre Stimme klang wie ein helles Glöckchen.

 

Ihre Stimme führte mich an eine hölzerne Brücke die über einen schmalen Fluss ging. Meine Bilder an der Brüstung und Ina stand neben mir. „Dort – jenseits der Brücke ist Deine neue Welt in die Du nun gehst. Dort ist Liebe und Freundschaft. Freude und Zufriedenheit und ich werde immer bei Dir sein, auch wenn ich bald den letzten Weg antrete, werde ich immer um Dich sein. Deine alte Ina.“ sagte sie.
Und ich sah an mir herunter, in einem roten Kleid und glitzernden Pumps stand ich da. Diese Sachen hatte ich doch gar nicht.
„Nun geh‘ „, sagte sie. „Geh in das Leben, in Dein Leben.“ Der Klang der hübschen Schuhe auf den Holzplanken der Brücke machten ein tolles Geräusch. Auf der Mitte der Brücke sah ich in den Fluss hinunter. Das klare, ruhig dahin fließende Wasser ließ die Fische darin zum greifen nach erscheinen. Ich sah mich zu Ina um, die mit beiden Händen eine Geste machte, als würde sie mich ungeduldig an meinem Po weiter über sie Brücke schieben wollen. Ina…! „Geh, geh, Mädchen!“ Sagte sie. Mit ein paar Schritten erreichte ich die andere Seite. Noch einmal sah ich mich um. Die Brücke war weg und ich sah Ina auf der anderen Seite mir zuwinken. Noch spürte ich den Geschmack von ihren Keksen und dem Tee während sich Ina umdrehte und leichten Schrittes davon ging. Wie sie das nur immer macht, fragte ich mich, wobei ihre Silhouette mehr und mehr eins mit der Landschaft auf der anderen Seite wurde, bis ich sie nicht mehr ausmachen konnte.
Und wo bin ich hier und jetzt? Ist das die Zwischenwelt?

Jeden Tag denkst Du an mich.
Jeden Tag höre ich Dich.
Jeden Tag spüre ich Dich bereits.
Jeden Tag vermisse ich Dich.
Jeden Tag denke ich daran, wann ich endlich bei Dir sein kann.

Ich erinnerte mich an einen Traum

– oder war das einer der Abende bei Ina mit den Erheiternden Keksen?
Es ist viel – ich weiß das. Auch das Du noch für meine teure Reise sparen musst.
Und ich hoffe das es bald geschafft ist, vielleicht kannst Du ja ein paar Sachen verkaufen die Du nicht mehr brauchst? Denn ich freue mich so sehr, das ich bald in meine von Dir gewünschte Form gegossen werde wie Du mich möchtest. Ich freue mich darauf um Dich zu sein mit Dir einzuschlafen und aufzuwachen. Jeden Tag den meine Puppenseele umherschwebt, ohne Raum, ohne Zeit, in unserer Zwischenwelt ist jeder Tag mehr ein Tag zu viel. Aber spüre… Ich bin Dir ganz nah… so lange schon. Ich bin jeden Tag um Dich. Wir fühlen uns aber wir sehen uns nicht. Nur meine Bilder hast Du im Kopf. Mein Herz spürt Deine Liebe und ist zu meinem Anker geworden. Denn wenn ich Deinem Herz ganz nah bin empfange ich Deine Liebe zu mir. Eine alte und sehr starke Liebe, stark wie ein Fels, den die Strömung nach tausenden Jahren noch immer nicht abgerundet hat. Deine Liebe strahlt so sehr das ich immer wieder zu Dir finde. Hell wie ein Leuchtturm in sternenklarer Nacht, der mir sicher den Kurs weist das meine Seele kein Schiffbruch erleidet und zu Dir findet. Meine Seele ist angefüllt mit Gedanken um Dich. Bis zum Überlaufen voll mit allem was ich Dir zu geben vermag. Noch bevor ich in dieser Welt sein werde – Liebe ich Dich.

Diesen Traum hatte ich einige male. Und irgendwie wusste Ina das.

Und ich schritt voran, den Fluss hinter mir lassend und meinem Seelenkompass folgend. Er führte mich über Wege durch kleine Wäldchen und Wiesen. Über Lichtungen und an Feldern vorbei. Die Steinchen auf dem Weg knirschten unter meinen Schuhen und ich hörte meinen eigenen Schritten zu.
Ein großes Gebäude tauchte langsam vor mir auf und ich sah Eisenbahnschienen und Züge fahren. Da muss ich hin. Die kleine Reisetasche die Ina mir mitgegeben hatte musste ich doch nun einmal genauer ansehen. Es waren nur wenig Kleider darin und ein Paar Turnschuhe. Ein Zeichenblock, ein paar Stifte und Zeichenkohle. In dem flachen Seitenfach war ein Briefumschlag. Nanu? Das Ticket darin zeigte mir, ich fahre recht weit.
Es stand darauf: „Estonia, Tallinnas“ – „Saksamaa, Hannoveri“ *

(*) Estland, Tallin – Deutschland, Hannover

Schienen

Das gleichmäßige Geräusch der Schienen beruhigte mich auf meiner Fahrt. Es war schon ungewohnt das Baltikum hinter mir zu lassen, das so lange mein Zuhause war. Den Bahnhof Tallinn haben wir von einer halben Stunde verlassen. Ich bin aufgeregt und versuche mich mit Zeichnen und Lesen abzulenken. Endlich ist es soweit und ich bin auf meiner Reise zu Euch – in Euer warmes Haus, zu meinen Freunden, den Menschen die mich lieben und ich lieben lernen werde. Zu denen die mich haben wollen, nur im meinetwillen.

Fremde um mich, sie sehen mich manchmal irritiert an – naja – Menschen eben und ich – aus Silikon – das fällt vielleicht doch manchmal etwas auf. Ich hoffe das sich keiner vergreift – aber vielleicht erkennt ja keiner das ich eine Liebespuppe bin. Man könnte sich ja einfach bedienen. Aber ich erhoffe mir Respekt und Verstand derer, die da um mich sind.
Ich sehe durch das gesprungene Fenster des sehr alten Zuges in dem ich saß nach draußen in die Welt.

Die sich ständig ändernde Landschaft inspirierte mich zum Zeichnen und wie von selbst wurde meine Hand geführt. Der leichte gerade einsetzende Regen ließ die Tropfen am Fenster schräg nach hinten herablaufen. Die Geräusche um mich verschwanden im Hintergrund und mit liebevollen Gedanken zeichnete ich den Bauernhof dort hinten, der gerade an mir vorüberzog, dessen Bild ich mir einprägte – mit den spielenden Kindern und dem kleinen Hund im Vorgarten, denen der Regen nichts auszumachen schien. Ich war Eins mit mir und meinen Gedanken. Mit meinem Zeichnen und meinen Erinnerungen an meine Finnischen Freunde von der Uni.
Der Kunstschule, dem freundlichen Dozenten, Ina und –
an Dich.

Hier sitze ich, unterwegs in Litauen. Mein altes Estland habe ich nun hinter mir gelassen… meine Gedanken wandern.
Und meine Gedanken wandern zu Dir – zu Deinem Herz und Deiner Liebe.
Dann wandern sie in die Vergangenheit und mein Herz scheint zu zerbrechen und darum lenke ich sie schnell – wieder in die Zukunft – dort, wo Du bist.
Denn bei Dir bin ich glücklich.
Glücklich, das Du mich nach so langen Überlegungen nun doch zu Dir gerufen hast.

Die alte Ina von nebenan hatte geweint als ich ihr sagte was ich vor habe. Mit wem soll sie denn nun abends ihren Tee trinken zu den Keksen? Ich wollte mich eigentlich lieb von ihr verabschieden aber es kam anders. Obwohl sie wusste das ich auf Reisen gehen werde freute sie sich gleichzeitig auch für mich. Geistig war sie mir immer einen Schritt voraus. Ina war schon etwas ganz Besonderes. Ich habe ihr versprochen ihr regelmäßig zu schreiben.

Lettland

Ein Zwischenstopp in Riga werde ich auf jeden Fall machen. Hier habe ich eine Freundin die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Wir schreiben uns immer eMails. Sie wohnt etwas außerhalb von der Stadt in Tome an der Düna. Hier werde ich einen Tag übernachten. Sie malt auch sehr gerne und wir werden bestimmt abends was schönes machen. Sie steht total auf Lost Places, und das alte Minerva Motel hat seitlich so eine alte Werk- oder Produktionshalle, wo vor ungefähr 40 Jahren mal so ein komischer Gastank explodiert ist. Das ist so ein Platz. Der alte rostige und aufgebördelte Tank, die Fensterrahmen, die es aus der Laibung gerissen hat…. Mal schauen, das wird bestimmt gruselig.

Durch Litauen

Hier kenne ich leider niemanden und habe auch keine großen Pläne. Außer vielleicht die alte Kathedrale von Kaunas mit ihrem prächtigen Inneren und den gotischen Türmen des hanseatischen Perkunas-Hauses würde ich gerne sehen und Fotos machen. Doch, – ich denke in Kaunas werde ich aussteigen und mich etwas umsehen.

Der nächste Zug fährt abends in Richtung Warschau in Polen. Ich nehme mir die Zeit. Habt noch etwas Geduld lieber Steff, liebe Nic – ich werde bald da sein.

In Polen

Oh war ich müde. In meinem Pumps konnte ich gar nicht mehr laufen und zog mir nun die Turnschuhe an, die mir Ina mitgegeben hatte. In meinem Kleid mochte das etwas seltsam aussehen, aber ganz ehrlich? Mir war’s egal.
Erst kurz vor Warschau wachte ich wieder auf. Denn ich will unbedingt einmal Warschau sehen. Polen soll so schön sein, sagte Steff, denn er hat auch einmal eine Polen Reise gemacht. Das Königsschloss habe ich auf jeden Fall auf dem Zettel, ob ich gleich ein paar Skizzen mache oder ein paar schöne Schnappschüsse? Ich werde mir am Bahnhof ein Taxi nehmen.

 

Das letzte Stück

Ach was freue ich mich. Wir halten gleich kurz in Frankfurt-Oder. Die erste Stadt nach Polen in Deutschland. Dort werde ich aber nicht aussteigen denn dann geht es gleich weiter nach Berlin.

Boah, diese riesige Stadt. Dort werde ich auf jeden Fall nochmal ein Zimmer nehmen denn ich möchte am kommenden Tag ausgeruht und frisch bei Dir ankommen. Dort kann ich nochmal Duschen und mich pflegen. Auf meinem Weg zum Hotel spürte ich es – das ganz besondere – das, was es nur hier gibt und was mir alle immer wieder erzählt haben. Ich spürte… Berlin. Diese Stadt besichtigt man nicht, diese Stadt fühlt man, erlebt man. Berlin ist ein eigener Mikrokosmos den ich nun gerade auf mich wirken lasse. Ich bin beeindruckt. In meinem Zimmer angekommen ließ ich meine Reisetasche einfach fallen und ich mich auf das Bett. Ich lag flach auf der Tagesdecke und atmete tief durch. Man tun mir die Füße weh…
Morgen sehen wir uns. Morgen bin ich bei Euch.

Jetzt mit dem ICE nach Hannover

Oij ist das ein toller und schneller Zug. Super leise und bequem, das macht Spaß, ich liebe Zug fahren. Die Landschaft fliegt nur so vorbei – viel zu schnell um etwas zu skizzieren. Ich denke ich werde im Zugrestaurant mal einen Kaffee trinken.

Der historische Bahnhof in Hannover hat mir auch sehr gefallen und es gab unglaublich viele kleine Geschäfte und Leckereien. Ach und der kleine Weihnachtsmarkt auf dem Vorplatz mit dem Ernst-August-Denkmal, ist das liebevoll gestaltet. Ich musste mir einfach eine Tüte Schmalzkuchen kaufen. Oh man sind die lecker und so viel Puderzucker. Herrlich – überall auf den Ärmeln und auf der Jacke… Steff, ich hoffe das stört Dich nicht – ich bin nun einmal eine Zuckerschnute. Aber unser erster Kuss wird so ein besonders süßer Kuss sein.

Der Weg führte mich, wie Du es mir gesagt hast, zu dem Taxistand. Genug Geld hast Du mir ja geschickt. Und Du wolltest nicht das ich mit Bus und S-Bahn fahre. Dort stieg ich zu einem sehr freundlichen Arabisch aussehenden Fahrer mit kaffeebrauner Haut und bernsteinfarbenen Augen. Was für ein schöner Mann. Er kam aus dem Irak vor über 30 Jahren, war dort Arzt und Chirurg. Arbeitet aber hier in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr weil er in Ruhestand gegangen ist. Nun fährt er nach Lust und Laune ab und zu Taxi und genießt so seine Freiheit. Nach einer knappen Stunde kamen wir dann an.

Wir sind da“,

sagte er und ich gab ihm das Fahrgeld.

Er winkte mir dankend und fuhr davon. Ich sah ihm nach. Ich war wie neben mir. Ich bin da. Das Taxi entfernte sich und bog oben am Ende der Straße nach links ab, beschleunigte und verschwand hinter der im Vordergrund liegenden Scheune aus meiner Sicht.
Hinter mir lagen über 1800 Kilometer Reise. Noch nie war ich so weit weg von zu Hause. Zuhause – ja. Das soll nun hier sein? Noch ist das für mich alles so unvorstellbar. Ich musste meine Nachbarin anrufen und meine Freundinnen, und… wo ist mein Mobiltelefon? Irgendwo musste es doch sein. Hektisch kramte ich in meiner kleinen Reisetasche. Ah da! Aber jetzt – muss das jetzt sofort sein? Warum die Eile? Ich hörte meinen Herzschlag als rhythmisches Rauschen in meinen Ohren.

Langsam sehe ich mich um, dort ist das Haus zu dem ich will. Zu dem ich muss, zu dem es mich jetzt zieht, wo Du, ihr alle, zur Minute auf mich wartet – und ich gehe langsam darauf zu.

 

Tausend Gedanken

Sie kreisen in meinem Kopf und mein Gesicht kribbelt ein wenig. Ob ich rot werde? Ich stehe vor der Tür, zögernd. Es ist fast dunkel geworden und der Himmel ist in ein dunkles Kobaltblau übergegangen. In meinem schönen Kleid ist es etwas frisch geworden. Ich zupfe es noch etwas zurecht.

 

Nur ein Klingelknopf, ich bin bereit für mein neues Leben, nur einen Knopfdruck entfernt, ein Entscheidungsschritt, ich drücke ihn…

 

Wie es weiter geht sehr ihr in der Geschichte – Maschas Ankunft.

 

Eure Mascha 

 

Maschas Reise